Der Fluch von Gratkorn oder ein äußerst enttäuschendes 3:3 gegen den FC Gratkorn

Der Abend, an dem man sich die Butter noch vom Brot nehmen ließ

Beginnen wir diesen Bericht mit einem kurzen Exkurs. Es gibt Abende, an denen man sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff schon darauf freut, in die Tasten hauen und das Gesehene wortreich und mit Bildern untermauert schnellstmöglich den Fans präsentierten zu können. Daneben gibt es jene – in dieser Saison bis gestern raren – Spiele, wo einen die Erfahrung gelehrt hat, dem Affekt nicht nachzugeben, eine Nacht darüber zu schlafen und Eindrücke erst sacken sowie den Blutdruck sinken zu lassen, um nicht im ersten Ärger weit über das Ziel hinauszuschießen. Denn ein genau solches Spiel gab es gestern auf ungeliebtem Gratkorner Kunstrasen zu sehen.

Der SVG kann im gestrigen Spiel mit Ausnahme des verletzten Daniel Bernsteiner vor den Augen vieler mitgereister Fans, unter denen sich auch Thomas Anhell und Daniel Bernsteiner befinden, auf alle Spieler zurückgreifen und hat mit dem extra aus Ungarn angereisten Tobias Draschl gestern sogar noch einen echten Edeljoker auf der Bank.

Man geht gut in dieses Spiel, schnürt den FC Gratkorn unter Neo – Trainer Christian Gerlitz in der ersten Halbzeit in der eigenen Hälfte ein und kann nach 37 Minuten nach einem Standard erstmals jubeln: Georg Merkscha ist es, der einen Abpraller zum zu diesem Zeitpunkt hochverdienten 0:1 verwertet. Und man legt nach. Und wie! Eine tolle Aktion von Thomas Bernsteiner, der mit einem Trick gleich drei Gratkorn – Akteure stehen lässt, ein Doppelpass mit Matej Vracko und der legt ab auf Manuel Hödl, der den Ball aus knapp 16 m mit einem Schlenzer nur eine Minute nach dem Führungstreffer unhaltbar zum 0:2 ins lange Kreuzeck zirkelt. Gratkorn? Bis zu diesem Zeitpunkt Fehlanzeige, kein einziger Ball auf das Tor des SVG.

Was dann passiert, ist schnell erklärt. Ein schwerer taktischer Fehler mit einem zu diesem Zeitpunkt völlig unnötigen und viel zu riskanten Haken im Mittelfeld, der Ball wird abgefangen, zur Mitte gebracht und dort hat Nicolas Kolar als einzige Spitze zwischen drei (!) indisponierten Verteidigern alle Zeit der Welt, sich den Ball herzurichten und diesen über einen sichtlich überraschten und möglicherweise auch zu weit vor dem Tor stehenden Patrick Laibacher mit der ersten Chance für Gratkorn und quasi mit dem Pausenpfiff zum 1:2 ins Tor zu heben. So kann man Tote zum Leben erwecken, so kann man einen bereits geschlagenen Gegner noch einmal stark machen.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Die zweite Halbzeit ist gerade einmal drei Minuten alt, wir schreiben die 48. Minute, eine Kopie des 1:2 mit der zweiten Chance für Gratkorn und es steht 2:2. Torschütze erneut Nicolas Kolar, der wohl selbst nicht weiß, wie er sich solche Geschenke unter starker Mithilfe unserer gesamten Abwehr verdient hat.

Mit der Einwechslung von David Fleith für Jure Volmajer und Christoph Reiterer für einen nach überstandenem Infekt völlig ausgepumpten Dominik Divjak (dem ein schöner Treffer wegen Abseits aberkannt wird) kommt wieder etwas mehr Schwung in eine nun sichtlich verunsicherte Mannschaft des SVU Tondach Gleinstätten, die gestern auf ungewohntem Terrain weit weg von ihrer Normalform agiert und sich zu allem Überdruss – O-Ton eines Zusehers – „mit der 2. Chance des Gegners das 3. Tor einfängt“. Unglaublich und leider erneut ein schwerer kollektiver Aussetzer in der Defensive, der es Nicolas Kolar erlaubt, sein Torkonto am gestrigen Abend mit dem 3. gechipten Ball dieses Spiels um 150% zu erhöhen. 3:2 in der 78. Minute, das Spiel ist gedreht, unglaublich, frustrierend, selbstverschuldet.

Gut, dass es einen Thomas Bernsteiner gibt, der in einem Unspiel wie gestern nach schön getretenem Freistoß unter leichter Mithilfe des Torhüters zum 3:3 in der 86. Minute trifft.

Gründe für den gestrigen Tag der offenen Tür gibt es viele. Mit Manuel Hödl und Thomas Bernsteiner agieren am gestrigen Abend nur zwei Spieler in Normalform, während unsere Offensive gestern auf verlorenem Posten steht, zu wenig für dieses Spiel tut, vor allem aber auch zu wenig Defensivarbeit verrichtet. Was man in der Defensive gestern alles falsch gemacht hat, das wissen unsere Spieler mit Sicherheit selbst, das gilt es nun aufzuarbeiten, zu reflektieren und zu verbessern.

(Das heute etwas längere) Fazit: In einem über weite Strecken trotz der vielen Tore nicht wirklich attraktiven Spiel legt der SVG nach gutem Beginn und komfortabler 2:0 Führung einen klassischen Selbstfaller hin. Man leistet sich defensiv gestern eine Vielzahl an so eigentlich noch nie gesehenen schweren taktischen und technischen Fehlern, lässt Präzision, Sicherheit und vor allem auch Abgeklärtheit gestern völlig vermissen und fängt sich auf Gratkorner Kunstgrün Gegentore ein, die man so eigentlich nur aus Trainingsspielen kennt.

Unsere Mannschaft lässt sich durch einen schweren individuellen Fehler und dem daraus resultierenden Gegentreffer knapp vor der Pause komplett aus dem Konzept bringen, ist in der zweiten Halbzeit völlig neben der Spur und kassiert im gestrigen Spiel bei bis dahin durchschnittlich einem Gegentreffer pro Spiel gleich drei absolut vermeidbare und dumme Gegentore, die so einfach nicht passieren dürfen. Man verteidigt – beginnend bei den Stürmern bis hin zum Torhüter – gestern äußerst schlecht, zeigt offensiv gestern nicht die gewohnten Qualitäten und leistet sich defensiv eine Vielzahl an schweren Fehlern.

Ob man daher aufgrund des Spielverlaufs einen Punkt gewonnen oder doch zwei verloren hat, ist schnell geklärt: Man hat dem Neo – Coach des FC Gratkorn ein Einstandsgeschenk gemacht und dem Gegner einen Punkt geschenkt, vor allem aber hat man sich selbst zwei sichere Punkte genommen.

Jetzt heißt es sich abzuputzen, aufzustehen und bereits im Derby gegen Rebenland zu zeigen, dass das ein einmaliger Ausrutscher war und dass es wesentlich besser geht! 

Kopf hoch, aus den Fehlern lernen und weiter geht’s!